Gute Vorsätze für das neue Jahr: Wie setze ich sie wirklich um?

Das Jahresende naht und schon wieder ist es soweit: Viele nehmen sich etwas für das neue Jahr vor. Dabei bleibt es dann auch. Die meisten guten Vorsätze setzen wir nicht um. Warum eigentlich? Wir setzen uns Ziele, aber oftmals sind diese mit Verzicht auf geliebte Gewohnheiten oder mit Anstrengungen verbunden. Diese Disziplin bringen wir dann oft nicht auf. Stattdessen schleicht sich mit der Zeit ein schlechtes Gewissen ein, aber wir ändern nichts. Die PSI-Theorie gibt uns eine Antwort.

Die Persönlichkeits-Interaktions-Theorie (PSI-Theorie) von Prof. Dr. Julius Kuhl und seinem Team an der Universität Osnabrück geht von vier neuropsychologisch separierbaren und lokalisierbaren Makrosystemen aus, deren Zusammenspiel unser Denken, Fühlen und Handeln in bestimmten Kontexten beschreibt. Diese Systeme werden durch positive und negative Gefühle ausgelöst bzw. gehemmt.

Je nachdem, welche Systeme wir im Laufe unseres Lebens bevorzugt einsetzen, bilden sich ganz unterschiedliche Persönlichkeitsstile für jeden von uns heraus. Kuhl und sein Team haben Tests entwickelt (TOP/EOS-Persönlichkeitsdiagnostik), die nicht nur unsere Persönlichkeitsstile abbilden, sondern auch die Selbststeuerungsfähigkeiten, die wir Menschen entwickeln, um mit den Herausforderungen und Widrigkeiten des Lebens klarzukommen. Im Unterschied zu anderen Persönlichkeitstests erhalten wir nicht nur Auskunft über unsere Stärken, sondern bekommen Hinweise, wie wir uns weiterentwickeln können, um authentisch und selbstsicher zu leben und unsere Ziele effizient umzusetzen.

Wie funktionieren diese vier Systeme?

Wenn wir denken und analysieren, ist unser Verstand aktiv (Intentionsgedächtnis). In diesem Zustand fällt es uns leicht, Ziele zu setzen und Pläne zu schmieden. Wir sind in einem rationalen Zustand. Es geht uns nicht schlecht, aber wir sind auch nicht hochgradig erfreut. Die positiven Gefühle sind gehemmt.

Für das Umsetzen der Ziele benutzen wir ein anderes psychisches System: die Intuition  (intuitive Verhaltenssteuerung). In diesem Zustand sind wir aktiv, spontan, empfinden Spaß, Zufriedenheit oder Freude. Beide Systeme sind gegenläufig: Entweder ich denke oder ich handle.

Wird ein Vorhaben für uns schwierig, halten wir inne und gehen wieder in den Verstand-Modus. Viele kennen so eine Situation: Wir arbeiten an einer schwierigen Aufgabe, für die wir noch keine Lösung kennen. Wir denken nach und knobeln gedanklich an der Aufgabe herum bis wir eine konkrete Lösungsidee haben. In diesem Moment sind wir motiviert durch positive Gefühle. Nun ist die intuitive Verhaltenssteuerung wieder am Zug.

Wenn wir Stress und negative Emotionen haben, sind wir in eher auf Fehler und Unstimmigkeiten fokussiert (Objekterkennungssystem). Wir schauen hauptsächlich auf Einzelheiten und können den Überblick über die Gesamtsituation verlieren. Wenn dieser Zustand zu stark ist, können wir den Zugang zu unseren Fähigkeiten und Erfahrungen verlieren und sind blockiert.

Unser Erfahrungswissen befindet sich in unserem Selbst (Extensionsgedächtnis). Das ist der Gegenspieler zum Fehlerzoom. Das Selbst wird aktiv, wenn wir uns selbst beruhigen und die negativen Emotionen herunter regulieren können. Unser Erfahrungswissen ist größtenteils unbewusst: wir fühlen, was wir können und wollen. Durch Achtsamkeit und positive innere Bilder können wir lernen, einen guten Zugang zu unserem Selbstsystem zu bekommen.

Hier ein Beispiel für eine kurze Blockade:  Jemand greift uns mit einem blöden Spruch an und wir sind sprachlos. Es fällt uns einfach keine passende Antwort ein. Fünf Minuten später erzählen wir einem Kollegen, was uns gerade passiert ist und – siehe da: jetzt hätten wir auch die richtige Antwort parat, aber leider zu spät. Durch Methoden der kurzfristigen Stressregulierung können wir lernen, solche Blockaden zu lösen.

Die Systeme für den Verstand und die Fehlersuche befinden sich in der linken Hirnhälfte. Sie ist für das bewusste Denken zuständig. Die Verarbeitungskapazität des Bewusstseins ist sehr begrenzt. Wir schauen mehr auf Einzelheiten und können den Blick für das Wesentliche verlieren.

In der rechten Hirnhälfte befinden sich die Systeme des Selbst und der Intuition. Die rechte Hirnhälfte ist aktiv, wenn wir einen Gesamtüberblick haben, fühlen, uns körperlich bewegen, singen oder wenn wir uns etwas bildlich vorstellen. Hirnforscher konnten nachweisen, dass die rechte Hirnhälfte über das vegetative Nervensystem viel stärker mit dem Körper verbunden ist als die linke Hirnhälfte. Ein gutes Gefühl für den eigenen Körper ist also mit einer aktiven rechten Hirnhälfte verbunden.

Auf das richtige Umschalten kommt es an

In Laborversuchen wurde erforscht, welche Systeme uns in welcher Reihenfolge zum Erreichen unserer Ziele am besten helfen: Wenn wir zwischen der linken und rechten Hirnhälfte in einer bestimmten Reihenfolge mehrmals hin- und herpendeln, gelingt es uns am besten, ans Ziel zu kommen: Als erstes brauchen wir das Intentionsgedächtnis, indem wir einen Vorsatz bilden und diesen auch im Gedächtnis behalten (linke Hirnhälfte). Die nötige Energie für die Umsetzung erhalten wir durch die Aktivierung des Selbst: Wir stellen uns vor, wie schön es sein wird, das Ziel zu erreicht haben (rechte Hirnhälfte). Da wir auch mit Hindernissen und Problemen rechnen müssen, aktivieren wir den Fehlerzoom (linke Hirnhälfte), indem wir im Vorfeld die Schwierigkeiten benennen. Das Ganze wiederholen wir mehrmals. Laut einer Studie steigert dieser Vorgang unsere Effizienz erheblich. Eine umgekehrte Reihenfolge oder das Auslassen eines Schrittes hilft laut Untersuchungen nicht.

Selbstmotivierung durch Pendeln:  

  1. Suche dir ein „schwieriges“ Vorhaben aus.
  2. Male dir aus, wie schön es wäre, das Ziel erreicht zu haben. Tu so, als ob: Fühle dich in diese Szene hinein, so als wärst du in einem Traum: Woran merkst du, dass du dein Ziel erreicht hast? Wie fühlt sich das an? In welcher Umgebung bist du da gerade? Was machst du dort gerade? Wen oder was gibt es dort zu sehen oder zu hören? Wer bemerkt als erstes, dass du dein Ziel erreicht hast?
  3. Nenne alle Schwierigkeiten, die zu überwinden sind, um das Ziel zu erreichen. Was oder wer hindert dich daran, dein Ziel zu erreichen?
  4. Wiederhole die Vorgänge mehrmals in dieser Reihenfolge!

Ein Tipp: Schreibe deinen Vorsatz auf eine Postkarte und befestige sie an deinem Badezimmerspiegel.

Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Umsetzung eurer Ziele für ein glückliches neues Jahr!

Gisela Hövermann

Expertin für TOP /EOS- Diagnostik und Persönlichkeitsberatung